Europa: Coronavirus und kirchliche Aktivitäten

12.03.2020 - 09:11:00

In europäischen Ländern werden aufgrund der starken Verbreitung des Coronavirus (COVID-19) staatlicherseits Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung ergriffen. Von der Einschränkung oder auch Verbot von verschiedenen Versammlungen sind auch evangelische Kirchengemeinden betroffen.

Italien

In dem am 9. März erlassenen Dekret des italienischen Premierministers wird unter anderem angeordnet, dass alle Formen der Versammlung von Menschen an öffentlichen oder öffentlich zugänglichen Orten im ganzen Land verboten sind.
In Anbetracht der Ernsthaftigkeit der Lage entschied die Kirchenleitung der Tavola Valdese, dass die Aussetzung von Gemeinschaftsaktivitäten (Gottesdienste, Bibelstunden, Treffen verschiedener Gemeindegruppen usw.) in allen Gemeinden der Kirche in ganz Italien für die gesamte Gültigkeitsdauer der Dekrete erforderlich ist. Pastoren, Diakone und Kirchenälteste seien jedoch verpflichtet, die notwendige geistliche Begleitung von nahen Verwandten verstorbener Personen unter Beachtung der durch staatliche Maßnahmen angegebenen Distanzpflicht sicherzustellen.
Im Namen der Tavola Valdese äußert Moderatorin Alessandra Trotta die Überzeugung, dass in Übereinstimmung mit den staatlichen Maßnahmen die Geistlichen und Verantwortlichen in den Gemeinden es nicht versäumen würden, sich um Menschen zu kümmern und wenn notwendig, auch diakonische Unterstützung leisten, zum Beispiel alleinstehende ältere Menschen oder Menschen mit Einschränkungen bei wichtigen praktischen Dingen wie Einkauf, Medikamentenbesorgung oder Bezahlen einer Rechnung unterstützen.
„Wir sind sicher, dass, wie bereits an vielen Orten geschehen, kreative und innovative Wege gefunden werden, um weiterhin Möglichkeiten zum Zuhören, Gebet und Austausch zu schaffen“, so Trotta.

Österreich

In Österreich sieht der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka den Schutz der Schwachen als Gebot der Stunde. Am 10. März, hatte die österreichische Bundesregierung angeordnet, Veranstaltungen in geschlossenen Räumen mit mehr als 100 Personen bis April zu untersagen. Aus kirchlicher Sicht sei eine pauschale Absage von Gottesdiensten mit weniger als 100 Teilnehmenden nicht notwendig. „Gerade in Zeiten der Sorge ist das gemeinsame Gebet, die Feier des Gottesdienstes und die Bitte um den Segen umso wichtiger und stärkender“, erklärte Chalupka gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Er regte an, mit jeweils für die konkrete Situation geeigneten Mitteln zu reagieren, z.B. Gottesdienste in kleineren Gruppen zu feiern, Veranstaltungen im Freien stattfinden zu lassen oder Videoschaltungen zu ermöglichen. Zumindest aber sollte die Kirche für das Gebet geöffnet und ein seelsorgerliches Gesprächsangebot gewährleistet sein.

Spanien

Die Föderation der Evangelischen Religionsgemeinschaften Spaniens (FEREDE) hat allen ihren Mitgliedskirchen, Einrichtungen und Diensten eine Reihe von Empfehlungen übermittelt. Besondere Aktivitäten wie Freizeiten, regionale Versammlungen, Kirchenbesuche, Reise- und Pastoralbesuche usw. sollten bis auf Weiteres ausgesetzt oder verschoben werden.
Es sei kein Fehler, Sonntagsgottesdienste für mindestens 15 Tage auszusetzen: „Vorbeugen ist immer besser als heilen.“ Sollten die Gottesdienste weiter stattfinden, wird darum gebeten, dass ältere Menschen, Kinder und Menschen mit Vorerkrankungen zu Hause bleiben und daran nicht teilnehmen.

Rumänien

Angesichts der Bedrohung durch den Coronavirus empfiehlt die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche A.B., den Aufforderungen und Hinweisen der öffentlichen Behörden aufmerksam zu folgen und äußert die Hoffnung, dass mit erhöhter Vorsicht und Hygiene sowie durch die Vermeidung von größeren Menschenansammlungen die Ausbreitung des Virus gemeinsam eingedämmt werden könne. Menschen mit Erkältungssymptomen sollten besser den gemeinsamen Gottesdiensten fernbleiben: „Auch durch stille Besinnung und Lektüre sowie durch das Gebet zu Hause gibt es die Möglichkeit, den Tag des Herren zu ehren. Radio, TV und Internet bieten auch die Möglichkeit, Gottesdienste direkt mitzuverfolgen.“

Polen

Auch in Polen sind inzwischen Schulen geschlossen. Deshalb müssen auch der Religionsunterricht und Konfirmandenunterricht pausieren. Die Synode der evangelisch-augsburgischen Diözese Katowice wurde abgesagt.

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