Kolumbien: ACT Alliance: Der Frieden muss über Einzelinteressen stehen

28.11.2013 - 14:10:00

Die Mitgliedsorganisationen der ACT Alliance (Action Churches Together) in Kolumbien wandten sich am 13. November 2013 mit einem Aufruf an alle Parteien, die sich an den aktuellen Friedensverhandlungen beteiligen. „Nach einem Jahr Verhandlungen und nach den ersten Ergebnissen, wie z.B. eine angestrebte Agrarreform und der bekundete Wille einer politischen Integration der Konfliktparteien im Land, bekräftigen die Kirchen und Nichtregierungsorganisationen ihre Bitte, den bewaffnete Konflikt in Kolumbien zu beenden."

Bis heute beeinträchtigt der bewaffnete Konflikt in Kolumbien die Zivilgesellschaft. Die Menschenrechte werden von allen Konfliktparteien verletzt. 15 % der Bevölkerung, 5,7 Millionen Menschen, sind Vertriebene im eigenen Land. Von 1958 bis 2013 sind ca. 220 000 Menschen durch den Krieg gestorben. Unter den Opfern sind 81,5 % Zivilisten und lediglich 18,5 % bewaffnete Kämpfer.

„Die im Herbst 2012 begonnenen Friedensgespräche in der kubanischen Hauptstadt Havanna sind eine reale Chance, die bewaffneten Auseinandersetzungen zu beenden", heißt es in der Erklärung. Entscheidend für einen nachhaltigen Frieden sei jedoch, ob es gelingt, die strukturellen Probleme der Gesellschaft zu lösen: die Konzentration des Reichtums auf wenige, die systematische Verletzung der Menschenrechte und die hohe Ziffer der Straflosigkeit bei Gewalttaten. Die Entwaffnung aller illegalen bewaffneten Gruppen sowie die Bestrafung von Amtspersonen, die mit diesen Gruppen zusammenarbeitet haben, seien deshalb wichtige Bausteine für die Befriedung des Landes.

Die ACT Alliance ruft die internationale Gemeinschaft auf, ihre Unterstützung für den Friedensprozess zu stärken und die Kräfte zurückzuweisen, die versuchen, ihre Interessen auf Kosten eines Friedensabkommens durchzusetzen: „Der Frieden muss über allen Einzelinteressen stehen!" Wichtig sei es, die internationale Präsenz zu sichern, vor allem durch das Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte, das seine Beobachter auch in entlegenen Gebieten hat.

Die ACT Alliance fordert die Regierung und die FARC auf, den Verhandlungstisch nicht zu verlassen, bis ein Abkommen geschlossen ist. Auch die Nationale Befreiungsarmee soll in die Gespräche einbezogen werden. An erster Stelle bei den Verhandlungen sollen die Rechte der Opfer stehen, die Reparationsleistungen und die Sicherheitsgarantien. Durch eine Beteiligung der Zivilgesellschaft auf breiter Basis würde der Friedensprozess zusätzlich an Glaubwürdigkeit gewinnen. Die Kirchen könnten bei dem Versöhnungsprozess eine entscheidende Rolle spielen und helfen, in Kolumbien eine friedliche Kultur des Miteinanders zu etablieren.

Zu ACT Alliance Kolumbien gehören die Lutherische und Presbyterianische Kirche in Kolumbien, der Lutherische Weltbund, HEKS, Brot für die Welt, CLAI Kolumbien u.a.

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