Ukraine: Reformierter Altbischof Gulácsy verstorben

11.11.2016 - 14:56:00

tl_files/bilder/Nachrichten/2016 - Juli - Dezember/gulacsy_lajos.jpgAm 6. November 2016 starb im Alter von 91 Jahren Lajos Gulácsy, ehemaliger Bischof der Reformierten Kirche in Transkarpatien, Ukraine.

Gulácsy wurde am 8. Januar 1925 in Fedorowe/Tivadarfalva als siebtes Kind einer Eisenbahnerfamilie geboren. Er ergriff einen technischen Beruf. Der Zweite Weltkrieg zerstörte jedoch alle seine Pläne. Unter dem Einfluss einer Erweckungsbewegung beschloss Gulácsy, Theologie zu studieren, doch die Grenze nach Ungarn war inzwischen geschlossen. So wurde er von anderen Pfarrern seiner Kirche ausgebildet. Am 19. Mai 1949 wurde er zusammen mit fünf anderen Pfarrern „für Verhinderung der fortschrittlichen Wissenschaft und Irreführung der Jugend“ festgenommen und musste sieben Jahre in einem Gulag-Lager in Kasachstan verbringen. In seinem Erinnerungsbuch „Aus der Tiefe in die Höhe“ schreibt er über diese Zeit: „Unser Platz war da, wohin Tausende unseres Volkes ohne Grund weggeschleppt worden waren. Es wäre eine Schande für unsere Kirche gewesen, hätte sie ihren Teil dazu nicht beigetragen.“

Erst 1979 konnte Gulácsy die theologische Fachprüfung ablegen. Er engagierte sich in der Kirche für die Ausbildung, wurde Berater des Bischofs und Kreisdekan. Nach der politischen Wende und der Unabhängigkeit der Ukraine war Gulácsy 1994 – 1998 Bischof seiner Kirche. Auf seiner Initiative entstanden mehrere Schulen, Heime und Zigeunergemeinden¹. Bis zuletzt war er trotz seines hohen Alters regelmäßig in den Gemeinden in und um Mukatschewe/Munkács unterwegs, um zu predigen und Gottesdienste zu feiern.

Am 8. November klangen überall in Transkarpatien in reformierten Gemeinden die Kirchenglocken als letztes Geleit für den Altbischof, der mit seinem Leben und Zeugnis die Kirche in schwierigen Zeiten geprägt hatte.

 

¹ Eigenbezeichnung der Roma in diesem Gebiet

 

Zurück